Tschaikowsky als größtes Wagnis

Jubiläum: Das Kammerorchester an der TU besteht seit 25 Jahren – Festkonzert am Sonntag

DARMSTADT. Mit einem Jubiläumskonzert in der Stiftskirche feiert das Kammerorchester an der TU Darmstadt am Sonntag (1.) sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Mit dabei sein werden nicht nur die 20 aktiven, sondern auch viele ehemalige Mitglieder des Orchesters. „Angefangen hat damals alles ganz klein“, erinnert sich Stephan Kahlhöfer, der das Kammerorchester 1981 gründete. Zunächst existierte nur ein Streichquartett, das der damalige Wirtschafts-Ingenieur vom Cello aus leitete. Nach und nach formierte sich ein größeres Streicher-Ensemble, das zum Teil als Abspaltung aus dem Hochschul-Orchester hervorging. Später wurde das reine Streichorchester durch kleinere Bläserbesetzungen ergänzt.

Seinen ersten Auftritt absolvierte das Orchester mit dem 3. Brandenburgischen Konzert von Bach. Nachdem die Stammbesetzung auf 20 bis 30 Instrumentalisten angewachsen war, wagte man sich auch an Tschaikowskys Streicherserenade. Größtbesetztes Werk war bisher die „Egmont“-Ouvertüre von Beethoven, die das Kammerorchester 1995 in der Stiftskirche aufführte.

Auch wenn das Orchester eine Vorliebe für die Streicherliteratur der Romantik hegt – auf eine bestimmte Nische festlegen will man sich nicht. Das musikalische Profil ist vielmehr von stilistischer Vielfalt geprägt. Grundsätzlich ist das Orchester für jede Stilrichtung offen – es gibt nur eine einzige Bedingung: mindestens einmal pro Jahr muss ein zeitgenössisches Werk auf dem Programm stehen. Zu den Höhepunkten der Orchestergeschichte gehören daher die Uraufführungen der „Elegie“ für kleines Orchester von Alois Bröder und der „Miniatur“ für Streichorchester von Wolfhart Uhlmann an der Akademie für Tonkunst.

Gute Kontakte unterhält das Kammerorchester nicht nur zur Akademie, sondern auch zum Staatstheater. Zu Jahresbeginn hat der ehemals in Darmstadt als Solorepetitor engagierte, heute in Kaiserslautern als erster Kapellmeister tätige Andreas Hotz die Leitung des Orchesters übernommen. Um sich neben dem Opernrepertoire auch der Streicherliteratur widmen zu können, nimmt der 1981 geborene Dirigent das Pendeln zwischen den Proben in Kauf.

Nach dem Weggang des musikalischen Leiters Stephan Kahlhöfer gründete das Orchester 1995 einen Verein, der eine offizielle, wenn auch unbezahlte Dirigentenstelle ausschrieb. Auf Muhamet Sahiti (1994-1996) folgten Franz Brochhagen (1996-2000) und Peter Tilling, der den Dirigierstab 2003 an Felix Wolters weitergab. Für die jungen Dirigenten bot die Zusammenarbeit mit dem aus ambitionierten Laien bestehenden Orchester die Möglichkeit, vor dem eigentlichen Berufseinstieg, wichtige musikalische Erfahrungen zu sammeln.

Das Orchesterprogramm nach den eigenen Ideen und Vorlieben gestalten zu können, ist für Andreas Hotz eine wichtige Motivation. Es reize ihn vor allem, „Stücke einzustudieren, zu denen man sonst nicht kommt“, weil sie im Spielplan des Theaters keinen Platz finden.

Für das nächste Konzert im Februar 2007, das in großer sinfonischer Besetzung geplant ist, sucht das Orchester noch engagierte Mitstreiter.

Das von Andreas Hotz geleitete Kammerorchester gibt am Sonntag (1.) um 16 Uhr in der Stiftskirche in Darmstadt sein Jubiläumskonzert. Das Programm steht im Zeichen der Romantik: Gespielt werden die „Schweizer Sinfonie“ von Mendelssohn Bartholdy, „Ungarische Tänze“ von Brahms, „Aus Holbergs Zeit“ von Grieg, das „Impromptu“ für Streicher von Sibelius und Volkslieder von Svendsen.

Silvia Adler