Freundschaft für die Ohren
EUROPA-KONZERT
Französischer Chor und deutsches Orchester in der Orangerie
DARMSTADT. Im Programm zur Europa-Woche setzten das Kammerorchester an der TU Darmstadt und das „Ensemble Vocal Maurice Emmanuel de Troyes” aus Darmstadts Partnerstadt Troyes ein hörenswertes Zeichen der Freundschaft im Saal der Orangerie.
Das Te Deum von Marc-Antoine Charpentier ist eigentlich ein geistliches Werk. Aber bekannt wurde es als Fanfare der „Eurovision”, als die europäischen Rundfunkanstalten 1954 ihre Zusammenarbeit begannen. Am Samstagabend in der Orangerie wurde das Stück schwungvoll-heiter eingebettet in das Gesamtwerk des französischen Komponisten, eines Zeitgenossen Ludwig XIV.
Francoise Ricordeau, die Leiterin des Chores aus Troyes, dirigierte mit tänzerischer Geste als Gast das TU-Kammerorchester und ihr Vokalensemble bei diesem Hauptwerk des Abends. Dabei gelang es ihr, die unterschiedlichen, schnell wechselnden Rhythmen, die gloriosen Chor- und geschmeidigen Solopartien bis zur sich steigernden finalen Fuge am Ende in einem großen Bogen zum großartigen Klangerlebnis zu verbinden.
Das insgesamt 45 Personen starke „Ensemble Vocal Maurice Emmanuel” zeigte in den zahlreichen Solopartien, wie viele gute und tragende Stimmen es vorzuweisen hat und bewies im Gesamtklang Dichte und eine ausgezeichnete Dynamik. Das Kammerorchester der TU mit vierzig Instrumentalisten spielte auf gewohnt hohem Niveau mit ausgewogener rhythmischer Energie und fabelhafter Klangbalance. Solistische Glanzpunkte setzten bei Charpentier das Cello und die glanzvollen Bläser nebst Pauke bei den Trompeten-Intraden.
Eröffnet wurde das „Europa-Konzert” vom Kammerorchester mit Johann Christian Bachs Sinfonie B-Dur. Orchesterleiter Arndt Heyer griff Bachs elegante Melodik mit wohlgerundeten Streicher- und Bläsersätzen auf, das Oboensolo schwang mit natürlicher Leichtigkeit mit. Der Chor betonte vor der Pause noch einmal den Europagedanken, indem er grenzüberschreitend Franz Schuberts „Gott im Ungewitter”, Gabriel Faures „Les Djinns” und schließlich Hubert Parrys „Biest Pair of Sirens” darbot und damit musikalisch den Bogen vom Barock bis zur Spätromantik schlug.
Im vergangenen Jahr war das TU-Kammerorchester zum gemeinsamen Konzert in die Partnerstadt Troyes eingeladen, in diesem Jahr wurde der erfolgreiche Gegenbesuch des französischen Chors in Darmstadt zum umjubelten Auftritt: ein musikalisches Ereignis für die deutsch-französische Freundschaft und ein geeintes Europa.
Darmstädter Echo, 9. Mai 2016, Bettina Bergstedt