Erlesene Auswahl
Konzert: Abschied von Andreas Hotz: Orchester der Universität in der Johanneskirche
DARMSTADT. Ein zweigeteiltes Programm als harmonische Einheit am Vorabend des ersten Advent: Französische Musik für Frauenchor und Orchester im ersten, eine Beethoven-Sinfonie im zweiten Teil bot das Kammerorchester der TU Darmstadt unter dem Motto „Licht und Hoffnung“ in der Johanneskirche.
Erlesen erwählt waren die aufgebotenen Werke: Francis Poulenc schrieb seine „Litanies à la vierge noire“ 1936 nach seiner Bekehrung zum katholischen Glauben. Wie ein Introitus wirkte die kompakte Litanei, die das TU-Kammerorchester gemeinsam mit den 32 Frauen des gut disponierten Chores der Edith-Stein-Schule Darmstadt musizierte. Sphärisch ist die Anrufung des Herrn zu Beginn gehalten. Spannend und mitunter mit Härte die Akkordschläge ausübend, gelang den Musikern der imposante Mittelteil, während am Ende ein meditativer Charakter durchschimmerte. Großartig wirkte das Werk, was in erster Linie ein Verdienst des Dirigenten war. An diesem Wochenende verabschiedete sich Andreas Hotz von seiner Position, weil er ab der Saison 2012/13 die Geschicke der städtischen Bühnen Osnabrück als Generalmusikdirektor bestimmen wird.
Ebenso ein Fundstück mit stillem Charakter ist Franz Liszts „Angelus! Prière aux Anges gardiens“. Weiches Streicherweben entwickelt sich zu süßer Homophonie, die Wagners Oper vorwegnimmt. Bezaubernd, wie hier die Violinen einsam kühne Gipfel erklimmen.
Gabriel Fauré und André Messager vertonten anlässlich gemeinsamer Urlaubstage die „Messe des Pêcheurs de Villerville“. Dabei stützten sie sich zunächst auf eine Begleitung durch Violine und Orgel. Erst später entstand die Fassung für Frauenchor und Orchester. Die Mädchen der Edith-Stein-Schule erfüllten ihre Aufgabe fabelhaft. Ihre klaren, mitunter feurig-leuchtenden Stimmen passten genau zu dieser Welt des französischen Impressionismus. Sauber intonierten sie das Kyrie und zeigten lodernde gesanglichen Kurven im Gloria.
Beethovens Zweite stiftete noch einmal Identität fürs TU-Kammerorchester. Mit Energie und Selbstbewusstsein entfaltete der Klangkörper sein Timbre. Manches Detail wurde im hinteren Bereich der Kirche Opfer der Akustik, insbesondere in den polyphonen Strecken. Dennoch kitzelte Hotz ein Maximum an Flexibilität und Dramatik heraus. Der Kopfsatz geriet ihm stringent, während er im Andante die gesangliche Note bevorzugte. Da schwelgten die Streicher aller Gruppen, während die Holzbläser bestens aufgelegt waren. Die Klarinetten und Fagotte ertönten warm-sonor.
Manuel Stangorra