Sternstunde mit Fagott

Konzerte – „Kammerorchester an der TU Darmstadt“ absolviert zwei Auftritte

Nach dem Motto „S(w)inging bassoon“ begeisterte das „Kammerorchester an der TU Darmstadt“ am Wochenende in der Christuskirche Darmstadt-Eberstadt und der Reinheimer Dreifaltigkeitskirche. Im Mittelpunkt stand Carl Maria von Webers Fagottkonzert.

In weiten Bögen strömt der geschmeidige Fagottklang durch die Kirche, wenn Ralph Sabow das Adagio aus Carl Maria von Werbers Solokonzert für das tiefste aller Holzblasinstrumente anstimmt. In einer Passage verschmelzen die Hörner des „Kammerorchesters an der TU Darmstadt“ in solch vollem Wohlklang mit dem Fagott, dass man durchaus von einer Sternstunde dieses außergewöhnlich guten Laien-Orchesters sprechen kann.

Strahlend und selbstbewusst präsentiert das Orchester zuvor im ersten Satz des Fagottkonzerts das Hauptthema unter dem präzisen Dirigat Arndt Heyers und verdeutlicht, wie sich bei Weber die klassische Form mit der Klangsprache der beginnenden Romantik verbindet. Ein ums andere Mal versteht es das Ensemble, sich dynamisch wohl dosiert zurückzunehmen, wenn der mit internationalen Preisen bedachte Solofagottist des HR-Sinfonieorchesters zu zaubern anhebt. Bald winden sich Solofagott und Orchester-Holzbläser klanglich umeinander, lösen sich ab und scheinen sich gegenseitig zu inspirieren. Im abschließenden Rondosatz springt Sabow mühelos durch alle Oktaven, unterstreicht mit perfekt plappernden Staccati den komischen Charakter des Finales und fasziniert die Zuhörer derart mit seinem charmanten Spiel, dass diese nach kräftigem Applaus und Bravorufen mit einer Seltenheit belohnt werden: Auf dem Fagott erklingt die Bourrée aus Bachs vierter Suite für Violoncello.

Eingerahmt wird das Solo-Ereignis von Orchesterwerken, die durch Einfachheit und Spritzigkeit wirken, es jedoch in sich haben. Den Auftakt machen sechs kurze „Rumänische Tänze“ von Béla Bartók aus dem Jahr 1917, die voller heikler Rhythmen und interessanter Harmonien stecken. Das virtuos-filigrane Wechselspiel zwischen Bläsern und Streichern gelingt dabei bestens und bescherrt lebendige Volksmusik voller Melancholie und Heiterkeit auf hohem Niveau.

Auch bei der witzig-klangsinnlichen „Sinfonietta“ von Francis Poulenc von 1947 steckt der Teufel im Detail. Der französische Komponist liebt es, zwischen verschiedenen Stimmungen und Stilen von Klassik bis Filmmusik überraschend hin- und herzuspringen. Die Flöten, Klarinetten, Oboen, Fagotte, Hörner und Trompeten sind nun die Stars des Orchesters. Hellwach und sauber intonierend glänzen sie mit virtuosem Spiel, finden sicher mit den Streichern eine Linie und werden am Ende – zusammen mit der Harfenistin und dem Pauker – mit starkem Extra-Applaus gefeiert. Zur „Beruhigung“, wie der Dirigent erklärt, gibt er als Zugabe die „Berceuse“ aus der „Dolly Suite“ von Gabriel Fauré.

Darmstädter Echo, 24. November 2014, Stefanie Steinert