Gebet auf der Gitarre

Konzert – Kammerorchester an der TU Darmstadt mit Stefan Hladek

DARMSTADT, REINHEIM. Das Kammerorchester an der TU Darmstadt unter der Leitung von Vladislav Brunner und Gitarrist Stefan Hladek präsentierten am Wochenende ein abwechslungsreiches Konzertprogramm mit spanischer Prägung. Der Erlös geht an die philippinischen Taifunopfer.

Stürmischer Applaus belohnte den Gitarristen Stefan Hladek und das Kammerorchester an der TU Darmstadt nach dem gefühlvollen, aber nie ins Rührselige abdriftenden Vortrag des romantischen „Concierto de Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo am Samstag in der voll besetzten Christuskirche in Eberstadt. Da nahm Hladek noch einmal vor dem Orchester Platz und sorgte für den innigsten Moment dieses Konzerts: ein Gebet auf der Gitarre.

Totenstill war es in der Kirche, als Hladek mit einem „quasi musikalischen Gebet“ von Fernando Sor demonstrierte, wie ausdrucksvoll das Spiel auf der Gitarre sein kann. Hladek hatte zuvor erklärt, dass diese Zugabe an den 2. Satz des soeben gespielten Konzertes anknüpfe, der Rodrigos Trauer wegen eines herben Verlustes spiegele.

Zuvor begeisterten Solist und Orchester mit einer spritzigen Interpretation des beliebten „Concierto de Aranjuez“, das die Gärten des königlichen Palastes von Aranjuez beschreibt. In den Außensätzen ließen der Gitarrist und die durchweg überzeugenden Bläser im feinen Zusammenspiel die Fontänen der Wasserspiele sprudeln und das Werk im höfischen Tanz ausklingen.

Im Mittelpunkt stand der langsame 2. Satz, dessen klagendes Hauptthema der Gitarre und des meisterhaft gespielten Englisch Horn mit warmem Vibrato durch die spanische Nacht schwebt. Zudem ließ Dirigent Vladislav Brunner allen Kitsch, der diesem populären, oft für Film und Werbung verwursteten Werk anhaftet, beiseite und erzeugte im Laufe des Satzes eine erstaunliche Spannung. Man spürt, wie Brunner das homogen spielende Laienorchester voll im Griff hat. Umso bedauerlicher ist es, dass der Dirigent seinen Posten als Orchesterleiter aus persönlichen Gründen nach diesem Wochenende abgeben will.

Dieses Highlight wurde umrahmt von unbekannteren Kompositionen: Die Streicher eröffneten das Konzert mit der „Little Suite op.1“ des Dänen Carl Nielsen, wobei sie sich bei der melancholisch-nordischen Stimmung des 1. Satzes, die stark an Grieg erinnert, noch etwas warm spielen mussten. Spätestens beim anschließenden, schwungvollen Walzerrhythmus beeindruckte jedoch der saubere Gesamtklang des Streicher-Ensembles.

Nach der Pause präsentierte sich die hervorragende Bläsertruppe des Orchesters mit den humoristischen „Sept Danses“ für zehn Bläser des französischen Komponisten Jean Françaix. Die leichte Grundstimmung des Konzerts mündete in der Sinfonie in D-Dur des spanischen Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga.

Stefanie Steinert