Getrillert wie geprallert

Sommerkonzert – Effektvoll und beschwingt: das Kammerorchester an der TU

Ein ansprechendes Programm, hohe Qualität und große Musizierfreude – das zeichnet die Konzerte des Kammerorchesters an der TU Darmstadt aus. Mit dem neuen Dirigenten Arndt Heyer und der Saxofonistin Sabine Hoppe zeigte es sich beim Sommerkonzert in der Reinheimer Dreifaltigkeitskirche in Höchstform.

Nach dem Schlusston des Konzerts für Altsaxofon und Streichorchester in Es-Dur von Alexander Glasunow hatte die Solistin Sabine Hoppe das Publikum in der Reinheimer Dreifaltigkeitskirche überzeugt: Das Saxofon ist ein in der klassischen Musik vollwertig einsetzbares Instrument, dessen Klangspektrum, Tonumfang und Charakter an und Ausdruckskraft nichts zu wünschen übrig lassen.

Als letzter Vertreter der „Russischen Schule“ hatte Glasunow im Jahre 1936 mit diesem populären Saxofonkonzert im spätromantischen Stil noch einmal das 19. Jahrhundert aufscheinen lassen. Dem lyrischen, klassisch singenden Ton der Solistin Hoppe kommt das sehr zugute.

Hoppe und das Orchester wirken wie eins; die dynamischen Abstufungen und feinen Tempowechsel gelingen perfekt aufeinander abgestimmt; gemeinsam schwelgt man in den aus der Filmmusik und der russischen Folklore inspirierten Motiven.

In der Solokadenz kann man sich ganz auf Hoppes Ton konzentrieren – wie er sich in der guten Akustik der kleinen Kirche entfaltet und wunderbar rund und ohne Brüche durch alle Register schwebt.

Mit stürmischem Applaus und Bravorufen bedankt sich das Publikum für dieses besondere Klangerlebnis bei der Solistin, die an der Darmstädter Akademie für Tonkunst unterrichtet.

Der Konzertabend beginnt zuvor mit Lokalkolorit; wieder stehen Bläser im Vordergrund: Telemanns Ouvertüren-Suite C-Dur für drei Oboen, Fagott und Streicher aus den „Darmstädter Ouvertüren“ entstand in Telemanns neunjähriger Frankfurter Zeit ab 1712, in der er engen Kontakt zu dem Darmstädter Komponisten Christoph Graupner pflegte. Besonders die Tanzsätze mit programmatischen Titeln wie „Harlequinade“ oder „Sommeille“ („Schlummern“) machen den Musikern sichtlich Spaß. Es wird getrillert und geprallert, nach französischer Manier ordentlich doppelt punktiert und Bourrée, Menuett und Gigue animieren fast zum Mittanzen. Arndt Heyer versteht es glänzend, jeweils die Instrumentengruppen hervorzuheben, die gerade am Zug sind.

Die Laien meistern eine Mammutaufgabe

Spätestens nach der Pause wird deutlich, dass Heyer eine gute Wahl als neuer Leiter für das nun mit Blechbläsern aufgestockte Kammerorchester ist. Wie schon beim Glasunow-Konzert gelingt es ihm bei Beethovens Sinfonie Nr. 7 – wahrlich ein Mammutwerk für ein Laienorchester – durch eine stark herausgearbeitete dynamische Differenzierung stets für Transparenz und Formgebung zu sorgen. Das Orchester folgt den Anweisungen des sympathisch-bescheiden wirkenden Dirigenten haargenau. Das Ergebnis ist eine lebendige, mitreißende Interpretation dieser berühmten Sinfonie. Am nächsten Abend erfolgte eine Wiederauflage des Sommerkonzertes in der Christuskirche in Darmstadt-Eberstadt.

Darmstädter Echo, 7. Juli 2014, Stefanie Steinert