In Hochform

Konzert: Das Kammerorchester der TU spielt Schumann und Haydn – Erstklassiges Dirigat

REINHEIM. Erst ein Früh- und ein Spätwerk von Robert Schumann, dann im zweiten Teil des opulenten symphonischen Abends mit dem augenzwinkernden Titel „Lebens(k)lang” noch Haydns letzte Sinfonie Nr. 104 – die „Londoner”. In 120 Minuten Programm in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche zu Reinheim zeigte das Kammerorchester an der TU Darmstadt beachtliche Leistung und lief zur Hochform auf.

Ursächlich lag das am 28 Jahre alten Dirigenten Andreas Hotz (Erster Kapellmeister am Pfalztheater Kaiserslautern), der das TU-Orchester wunderbar geschmeidig leitete, sowie am verpflichteten exzellenten Violinsolisten Hartmut Schill (Konzertmeister der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz). Mit diesen ausgewiesenen Experten gelangen sowohl Schumanns „Zwickauer Sinfonie” g-Moll als auch das selten gespielte Schumannsche Violinkonzert d-Moll außergewöhnlich authentisch.

Schwelgerisch und jovial musiziert der Klangkörper Schumanns „Zwickauer” von 1832. Hotz nutzt die Chance zum Warmspielen seiner Mannen und glänzt mit erstklassigem Dirigat, das sich in souveräner Tempo- und Klangvorstellung manifestierte. Er lenkt mühelos die Streicher und zieht die Strippen bei Holz und Hörnern, die fast immer nahtlos folgen, abgesehen von kleineren Flüchtigkeitsfehlern. Bombastisch gar fällt der Paukenwirbel ins Gewicht und deutet an, dass der Raum für das Orchester eigentlich zu klein ist.

Straff nimmt Hotz die Einleitung zum Violinkonzert. Violinist Hartmut Schill offenbart darauf sein klares Violinspiel, dessen solide Basis seine exzellente Technik ist. Er musiziert markant, füllig im typisch romantischen Klang, flink bei schnellen Trillern und sicher auch in undankbaren Passagen, weswegen andere dieses Werk wohl meiden. Auch im langsamen Satz überzeugt Schill. In sich selbst ruhend, trifft der Künstler hier ziemlich sicher Schumanns Ansinnen, das Weltumspannende in der Musik darzustellen. Wohldosiert streicht der gebürtige Leipziger den Bogen und setzt die Finger präzise, wodurch hauchzarter Schmelz von seinem Instrument verströmt.

Im unmittelbar daran anschließenden lebhaften Finalsatz pokerte das Kammerorchester der TU nicht schlecht und kokettierte zudem mit dem Solisten: Kleine Rubati, harmonische Seitenschwenke und eine vom Dirigenten Hotz angekurbelte Dynamik fesselten hier. Schill bedankte sich bei seinem Publikum mit dem C-Dur Andante aus Bachs a-Moll-Solosonate.

Manuel Stangorra