Hervorragende Hornisten

Konzert: Das Kammerorchester an der TUD und zwei Solisten spielen in der Johanneskirche

DARMSTADT. Es klingt nicht wie Haydn, und Hornist Thomas Bernstein vom Frankfurter Opernorchester meint: »Das ist Rosetti.« Die Rede ist vom Konzert für zwei Hörner und Orchester Es-Dur, das Haydn zugeschrieben wird. Auch das Programmheft zum Konzert des Kammerorchesters an der TUD am Samstag in der Johanneskirche unterstützt die Vermutung, dass es sich bei dem Solokonzert um ein Werk Antonio Rosettis, einem Bewunderer Haydns, handelt. Arg glatt und harmlos kommt das Stück daher, das im Mittelpunkt der Aufführung des Kammerorchesters stand. Nun ist bekannt, dass Haydn seinen Solokonzerten weit weniger Aufmerksamkeit widmete als seinen Sinfonien. Die Konzerte waren für ihn eher Gebrauchsmusik.

Wie dem auch sei: Die wenig überzeugende kompositorische Qualität ändert nichts an den hohen technischen Anforderungen, die das Werk an die Solisten stellt. In Gestalt von Sibylle Mahni-Haas vom Frankfurter Museumsorchester und Thomas Bernstein hatte das Kammerorchester zwei hervorragende Hornisten eingeladen. Da saß in schnellen Passagen jeder Ton auf dem Punkt, wunderschön arbeiteten beide Kraft und Weichheit ihres Instrument im fein aufeinander abgestimmten Dialog heraus. Von der Begeisterung des Publikums angetan, bedankten sich die Musiker mit einem Mozart-Duo als Zugabe.

So faszinierend kam die Kunstfertigkeit der Solisten daher, dass man dem subtil begleitenden Orchester kaum noch Beachtung schenken mochte. Die verdiente es sich freilich mit seiner einleitenden Interpretation des ursprünglich als Streichquartett komponierten Werks »Crisantemi« von Giacomo Puccini. Schwelgerisch nimmt hier das Thema immer wieder neue Anläufe. Mit wundervoll sensibel ausgerichtetem Dirigat brachte Dirigent Andreas Hotz die Streicher vom Forte ins unvermittelt einsetzende Piano.

Nicht weniger intensiv in Klang und Ausdruck präsentierten sich die beiden Sätze aus Nino Rotas Konzert für Streicher, dessen Präludium am Anfang dramatische Stimmung aufkommen lässt, um in der »Aria« Erinnerungen an ein Bachsches Air mit seinem barocken Bass zu wecken. Mit Mozarts Sinfonie A-Dur, KV 201, rundete sich das anspruchsvolle Programm des Abends ab, freilich ohne die Dichte der vorangegangenen Werke zu erreichen.

Hotz forderte dem Orchester mit seinem forschen Tempo zuviel ab, als dass der Streicherklang hier hätte geschlossen vermittelt werden können. Abermals erwies sich Mozart als nicht so leicht wie vermutet. Mit dem Choral »Christus, der uns selig macht« von Johann Sebastian Bach als Zugabe beendete das Orchester ein von den Zuhörern mit lang anhaltendem Beifall aufgenommenes Konzert.

Susanne Döring