Mit dem Bass im Wiegeschritt

FRÜHLINGSKONZERT

Kammerorchester an der TU Darmstadt spielt mit der jungen Antiona Hadulla

DARMSTADT – Was haben die Erste Orchestersuite von Johann Sebastian Bach und die Achte Sinfonie von Ludwig van Beethoven gemeinsam? Beide Werke stehen im Schatten ihrer Schwesterwerke gleicher Gattung. Umso schöner ist es, dass das Kammerorchester an der TU Darmstadt sich in seinem Frühlingskonzert am Samstag in der Christuskirche in Eberstadt diesen Werken mit lebendigen Interpretationen widmet und dabei noch eine Gemeinsamkeit deutlich macht: das Spiel der versierten Komponisten mit Konventionen.

In Bachs Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur kreiert der Dirigent Arndt Heyer mit den Streichern einen glanzvoll-warmen Gesamtklang, bei dem ein Bläsertrio mit zwei Oboen (Björn Reichert und Dietrich Stephan) und Fagott (Stefanie Rück) die kontrastierende Klanggruppe bildet; ganz nach dem Modell Jean-Baptiste Lullys, der im 17. Jahrhundert die Gattung der Orchestersuite in dieser Besetzung prägte. Bach gewährt den Oboeninstrumenten jedoch viel mehr Raum zur fast schon virtuosen Gestaltung, was die drei Bläser des Orchesters als harmonisches Trio gekonnt umsetzten.

Ein großer Wurf gelingt dem Orchester mit Beethovens Achter Sinfonie in F-Dur, die das Heitere, das Heroische und das Pathetische aus seinen vorherigen Sinfonien wohlproportioniert vereinigt. Heyer fächert das Ausdrucksspektrum des Orchesters von kantig und dramatisch bis zu hell und munter weit auf. Auch das Spiel mit dem Metrum im dritten Satz, einem gewollt antiquierten Menuett, und die überschäumende Lebensfreude im Finalsatz gibt das Orchester mit wachem Spiel plastisch wieder.

Höhepunkt ist der Auftritt der vierzehnjährigen Kontrabassistin Antonia Hadulla aus Traunstein, die 2016 neben dem ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ auch den neuen „Sonderpreis des Kammerorchesters an der TU Darmstadt“ zur Förderung junger Talente erhielt. Bei dem „Little Concerto for Double Bass and Strings“ des englischen Komponisten Gordon Jacob (1895 – 1984) hat man das Gefühl, dass Hadulla eins ist mit ihrem Instrument. Den Bass leicht zu sich gewandt, wiegt sie sich mit ihm. Mit anmutigem bis forschem Bogenstrich verzaubert die junge Solistin die Hörer mit Jacobs interessantem Werk, dessen Dunkelheit, aber auch Zartheit sie souverän mit geschmeidigem und immer wieder differenziertem Ton herausarbeitet. Großer Beifall ist der Lohn für die Jungstudentin des Mozarteums Salzburg, der eine große musikalische Zukunft bevorsteht. Am Sonntag wurde das Konzert in der Groß-Umstädter Stadtkirche ein zweites Mal aufgeführt.

Darmstädter Echo, 20. März 2017, Stefanie Steinert