Barocke Rebellen
William Herschel
Sinfonie Nr. 8 c-moll
Georg Philipp Telemann
Suite a-moll für Blockflöte und Streichorchester, TWV 55:a2
Carl Philipp Emanuel Bach
Sinfonie D-Dur Wq 183.1,
Jean-Féry Rebel
Simphonie nouvelle „Les Éléments"
Samstag, 17.5.2025
18 Uhr Orangerie Darmstadt, Bessunger Straße 44, Darmstadthttps://kammerorchester-tud.de/aktuelles-konzert/
Tobias Drewelius, Leitung
Claudius Kamp, Blockflöte
Sonntag, 18.5.2025
19 Uhr Ev. Dreifaltigkeitskirche Reinheim, Kirchstr. 27, Reinheim
Tobias Drewelius, Leitung
Claudius Kamp, Blockflöte
Musik, die nichts mehr mit den sanften Tönen für die Welt der Puderperücken zu tun hat. Unter dem Motto “Barocke Rebellen” erklingen Werke von William Herschel, Georg Philipp Telemann, Jean-Féry Rebel und Carl Philipp Emanuel Bach in den nächsten Konzerten des Kammerorchesters an der TU Darmstadt. Als Solist an der Blockflöte tritt Claudius Kamp auf, ein international ausgewiesener Spezialist für Alte Musik und historische Blasinstrumente, der für seine herausragenden musikalischen Leistungen mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.
Manchmal muss man einfach auch etwas ganz anderes machen! Beispielsweise Teleskope bauen und nicht mehr komponieren. William Herschel, der seine musikalische Karriere als Oboist und Violinspieler der kurhannoverschen Fußgarde gestartet hatte, emigrierte nach der Schlacht bei Hastenbeck nach London und fungierte ab 1760 als Ausbilder der Durham Militia. In diese Zeit fällt die Entstehung seiner Sinfonie Nr. 8 c-moll, die dem norddeutschen empfindsamen Stil bereits entwachsen ist und in ihrer emotionalen Kraft und Geradlinigkeit fast filmisch daherkommt. Filmreif ist dann auch die weitere Karriere des Komponisten, der 1781 ein neues Objekt im Sonnensystem entdeckte, den Planeten Uranus. Er wurde zum Mitglied der Royal Society of London gewählt. beendete seine musikalischen Aktivitäten und widmete sich ganz der Astronomie sowie dem Bau und Verkauf von Teleskopen. Auf seinem Grabstein steht der Satz: „Er durchbrach die Grenzen des Himmels“.
Musik als Rebellion gegen die Eltern? Georg Philipp Telemann wurde die Musik nicht in die Wiege gelegt, denn vor allem seine Mutter versuchte zu verhindern, dass er den brotlosen und wenig angesehenen Beruf eines Musikers ergriff. Also bildete Telemann sich größtenteils autodidaktisch und wurde später zum produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. In seiner Suite in a-moll TWV 55:a2 für Soloblockflöte und Streicher (ca. 1725) gibt sich Telemann als weltgewandter Zeitgenosse und verarbeitet französische, italienische, deutsche und osteuropäische Elemente und zeigt sich als Meister des “gout mélange”, des vermischten Geschmacks.
Manchmal muss man einfach irgendwas richtig Krasses machen! Zum Beispiel die Entstehung der Erde vertonen. Das jedenfalls hat der Hofmusiker Jean-Féry Rebel getan, ein Pionier und Genie seiner Zeit. Mit seinem wohl bekanntesten Werk “Les éléments” (1737) zum Thema der Schöpfung der Welt legte er den Grundstein des modernen Balletts. Er komponierte das Werk am Ende seiner Laufbahn im Alter von zweiundsiebzig Jahren und verabschiedete sich mit Knalleffekt von der musikalischen Bühne.
Musikalische Umbrüche in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen? Carl Philipp Emanuel Bach, das Enfant terrible der Musikgeschichte, der als vermeintlich “braver” Cembalist am Hofe des Preußenkönigs Friedrich wirkte, ist in seiner Musik ein Heißsporn mit grenzenloser Fantasie. Als Bach 1775/1776 seine Orchestersinfonien Wq 183 komponierte, war die Frühklassik längst angebrochen,und er begann, Sinfonien für volles Orchester mit deutlich breiterem Klangbild und größerem dynamischen Ausdrucksspektrum zu schreiben. Klang, Dynamik und Harmonie werden zu zentralen musikalischen Konzepten und in der Rasanz und dem ungestümen Ausdruck seiner Sinfonie D-Dur (Wq 183.1) entdeckt man gewissermaßen ein Spiegelbild der Zeit.
Das Programm “Barocke Rebellen” ist unter der Leitung von Tobias Drewelius am Samstag, 17. Mai, um 18 Uhr in der Orangerie, Darmstadt, und am Sonntag, 18. Mai, um 19 Uhr in der Ev. Kirche Reinheim zu hören.
Der Eintritt zu den Konzerten ist frei, um eine Spende wird gebeten.