Streicher und Bläser im Wettstreit

Konzert – Das Kammerorchester an der TU Darmstadt in der Johanneskirche

DARMSTADT. Doppeldeutig war das Motto „Doppelkonzert“, das dem Auftritt des Kammerorchesters an der TU Darmstadt vorangestellt war. Zum einen bezog es sich auf das Doppelkonzert op. 88 von Max Bruch, zum anderen auf die Tatsache, dass neben den Streichern, die jahrelang unter sich waren, nun auch Bläser gehören, und das Konzert in der Johanneskirche gab beiden Gruppen Gelegenheit, in einen edlen Wettstreit zu treten.

Das Streicher-Ensemble eröffnete das Programm mit der Serenade g-Moll von Vasily Kalinnikow, einem russischen Komponisten, der von Tschaikowsky und Rachmaninow gefördert wurde. Es gelang Vladislav Brunner, mit exakter, eindringlicher Zeichengebung das An- und Abschwellen der eingängigen Melodik herauszuarbeiten und die Streicher zu homogenem Klingen zu führen.

Auch die Bläser durften sich mit einer Serenade in Szene setzen – und zwar mit dem Opus 7, das Richard Strauss noch zu Schülerzeiten einem Ensemble von 13 Instrumenten auf den Leib geschneidert hatte. Auch wenn es ein paar kleine Wackler gab, beeindruckte doch die Sicherheit, mit der die ständigen Orchestermitglieder im Verein mit einigen Gästen die harmonischen und rhythmischen Tücken meisterten. Hier und da lugte bereits Till Eulenspiegel aus dem munteren Farbenspiel heraus.

Für Max Bruchs Doppelkonzert schlossen sich die streichenden und blasenden Musiker zu einem sinfonischen Klangkörper zusammen, der prägnant und ausbalanciert zu Werke ging. Zu der Solistin Elisabeth Seitenberger, die als Soloklarinettistin im Frankfurter Opern- und Museumsorchester tätig ist, gesellte sich der kurzfristig eingesprungene Alexander Petersen, Solobratscher im Nationaltheater Mannheim. Die beiden harmonierten vorzüglich miteinander, wobei vor allem die Klarinettistin die romantischen Kantilenen aufblühen ließ. Die von Satz zu Satz massiver werdende Instrumentierung – vier Hörner, zwei Trompeten und Pauken spielen im Finalsatz mächtig auf – führte allerdings dazu, dass die Solisten stellenweise übertönt wurden.

Als mitreißende Schlussnummer diente die Sinfonie Nr. 1 in C-Dur op. 19 vom jungen Carl Maria von Weber, ein unbekümmertes Stück, das in seiner Sprunghaftigkeit manche interpretatorischen Probleme aufwirft. Vladislav Brunner führte sein Orchester mit Geschick um die Klippen des Zusammenspiels, und trotz einiger Unschärfen glückte eine spannende Deutung der vier Sätze.

Im Andante tauchten dunkle romantische Vorahnungen auf, und im Scherzo gab es zündende tänzerische Momente. So war es schlüssig, dass dieser Satz nach begeistertem Beifall wiederholt wurde.

Klaus Trapp