Meistens schöne Töne

FRÜHLINGSKONZERT

Das Kammerorchester an der TU holt die junge Solistin Antonia Hadulla nach Darmstadt

DARMSTADT. Ein Konzert von Gordon Jacob bekommt man nicht alle Tage zu hören. Schon gar nicht eines für Kontrabass und Streicher. Wie das klingt? Antonia Hadulla zuckt mit den Schultern. „Schon ziemlich modern“, sagt sie. Mehr nicht. Die junge Musikerin aus Traunstein lässt lieber ihr Instrument sprechen. Warum auch sollte man Musik mit Worten erklären wollen? Gordon Jacob (1895 bis1984), der britische Komponist mit einem Herz für ungewöhnliche Besetzungen, ist der Solistin ohnehin gut vertraut. Mit einem Satz aus seinem Kontrabass-Konzert hat sie ihren bisher größten musikalischen Erfolg errungen, den Sieg beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im vergangenen Jahr. Und damit auch eine Einladung nach Darmstadt: Das Kammerorchester an der Technischen Universität möchte Nachwuchsmusiker mit einem Preis fördern, der zugleich die musikalische Erfahrung mehren soll – die Einladung zum gemeinsamen Musizieren, ein Konzert mit kleiner Gage, dazu die Reisekosten. Von dieser Musikförderung haben alle etwas, nicht zuletzt die Zuhörer, die mit besonderen musikalischen Talenten Bekanntschaft schließen können. Die erste Preisvergabe ist ein Pilotprojekt, danach soll über die Fortsetzung entschieden werden, sagt Orchestervorstand Stephan Kahlhöfer.

Studentin am Mozarteum in Salzburg

Am nächsten Wochenende steht Antonia Hadulla mit dem Kammerorchester in Darmstadt und Groß-Umstadt auf der Bühne. Ein wenig Lampenfieber wird sie schon mitbringen, aber im Grunde ist die Solistin erfahren genug. Sie hat schon früh begonnen mit dem Musizieren und gleich auf dem Podium gestanden. Viele Musiker kommen erst spät und über andere Streichinstrumente zum Kontrabass. Antonia, heute 14, hat mit sieben schon angefangen. Kein Wunder, denn der ältere Bruder streicht ebenfalls den Bass, und wenn die vier Hadulla-Geschwister beisammen sind, kommt ein Quartett mit zwei Bässen, Fagott und Geige zusammen. Schade, dass Gordon Jacob nicht mehr lebt, der hätte auch für diese Besetzung etwas schreiben können.

Mit dem Bass hat Antonia rasch Erfolge erzielt – Preise bei „Jugend musiziert“ abgeräumt, mit diversen Orchestern und in unterschiedlichen Kammermusik-Formationen mitgewirkt, bei den Kinderfestspielen in Salzburg gespielt und ein Stipendium der Deutschen Stiftung Musikleben in Hamburg errungen. Inzwischen ist sie Jungstudentin in der Klasse von Christine Hoock am Mozarteum in Salzburg, und diese Musikhochschule hat ihr auch das besonders kostbare historische Instrument zur Verfügung gestellt, das sie auch in Darmstadt spielen wird.

Ein paar Bogenstriche genügen, um den wunderbaren Sound zu entfalten. Der warme und dunkle Ton ist es, den Antonia Hadulla an ihrem Instrument schätzt. Sie hat den Bass gewählt, weil sein Klang so einzigartig ist, erzählt sie am Rande der Probe. „Der Kontrabass macht meistens angenehme Töne“, sagt sie, „anders als die Geige.“ Man kann es auch anders auf den Punkt bringen: „Wenn ich Bass spiele, fühle ich mich einfach wohl“, hat die junge Solistin erfahren. Und ganz offenbar kommt das Instrument ihrer Begabung entgegen – ein bis zwei Übestunden am Tag, mehr ist nicht nötig.

Zwei Mal führt das Kammerorchester an der TU Darmstadt das Programm seines Frühlingskonzertes auf: am Samstag, 18. März, um 20 Uhr in der Christuskirche in Darmstadt-Eberstadt, und am Sonntag, 19. März, um 17 Uhr in der evangelischen Kirche am Marktplatz in Groß-Umstadt.

Unter der Leitung von Arndt Heyer erklingen die erste Orchestersuite von Johann Sebastian Bach und die achte Sinfonie Ludwig van Beethovens. Dazwischen ist Antonia Hadulla die Solistin im „Little Concerto“ für Kontrabass und Streicher des englischen Komponisten Gordon Jacob.

Darmstädter Echo, 15. März 2017, Johannes Breckner