Doppeldeutig war das Motto „Doppelkonzert“, das dem Auftritt des Kammerorchesters an der TU Darmstadt vorangestellt war. Zum einen bezog es sich auf das Doppelkonzert op. 88 von Max Bruch, zum anderen auf die Tatsache, dass neben den Streichern, die jahrelang unter sich waren, nun auch Bläser gehören, und das Konzert in der Johanneskirche gab beiden Gruppen Gelegenheit, in einen edlen Wettstreit zu treten.

Alexander Petersen, Solobratschist am Nationaltheater Mannheim, und Elisabeth Seitenberger, Soloklarinettistin des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, sind die Solistinnen in den Konzerten des Kammerorchesters an der TU Darmstadt am 20. und 21. April 2013. Unter der Leitung von Vladislav Brunner spielt das Orchester das Doppelkonzert für Klarinette, Viola und Orchester in e-moll von Max Bruch. Virtuose solistische Passagen wechseln sich ab mit eingängigen Melodien, während das Orchester die Solisten zunächst in kammermusikalischer Stärke, später dann „mit Pauken und Trompeten“ begleitet.Das zweite große Werk im Programm ist die Sinfonie Nr. 1, C-Dur von Carl-Maria von Weber. Weber, bekannt für seine kühnen Harmonien, wechselt in den einzelnen Sätzen vielfach die Tonarten, bis das Finale erreicht wird – ein Meisterstück des Komponisten mit anspruchsvollen Passagen vor allem für die Bläser des Orchesters.

Mit einer wieder aufgefundenen Ouvertüre für Streicher von Johann Wilhelm Mangold, der einer großen Darmstädter Musikerfamilie angehörte, beginnt das Konzert des Kammerorchesters an der TU Darmstadt in der sehr gut besuchten Eberstädter Christuskirche. Das kurze, fein gearbeitete Stück erinnert ein wenig an den Stil von Carl Maria von Weber, der ja wie Mangold in Darmstadt zeitweilig Schüler des angesehenen Abbé Vogler war. Vladislav Brunner, der die Leitung des Kammerorchesters im Mai von Andreas Hotz übernommen hat, beweist schon hier seine Fähigkeit, die meist jungen Musiker nicht nur exakt zu führen. Es gelingt ihm zudem, ihnen auch ein ausdrucksvolles und dynamisch ausgewogenes Spiel abzuverlangen.

Mit der Ouverture für Streicher von Wilhelm Mangold, der Böhmischen Suite von Antonin Dvořák und dem Harfenkonzert von Carl Reinecke gibt Vladislav Brunner sein Debut als neuer Leiter des Kammerorchesters an der TU Darmstadt. „Mangold wirkte viele Jahre in Darmstadt, zunächst als Geiger, später als Dirigent der Hofkapelle und der Oper des Hoftheaters. Seine Ouverture für Streicher hat lange Zeit unbeachtet im Archiv gelegen. Ich freue mich, dass wir sie nun für das Darmstädter Publikum wieder zugänglich machen können“, sagte Brunner, der das Kammerorchester im Mai 2012 von Andreas Hotz übernommen hat. Die Ouverture für Streicher ist ein kurzes feines Stück dieses heutzutage viel zu selten gespielten Darmstädter Komponisten, in dem seine große kompositorische Leistung erkennbar wird.

Wie fruchtbar die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen einem leidenschaftlichen jungen Dirigenten und einem ebenso engagierten Amateurensemble verlaufen kann, haben Andreas Hotz und das Darmstädter TU-Kammerorchester in den letzten sechs Jahren bewiesen. Ab kommender Saison wird der dynamische Anfangdreißiger – derzeit noch 1. Kapellmeister am Staatstheater Mainz – neuer Generalmusikdirektor in Osnabrück. Wer Hotz und das 1981 gegründete Orchester jetzt mit ihrem Abschiedsprogramm in der Bensheimer Michaelskirche erlebte, dürfte diesen Weggang lebhaft bedauern.

Den Frühling bereits im März/April herbeispielen möchte das Kammerorchester an der Technischen Universität Darmstadt. Im Mittelpunkt des neuen Konzertprogramms unter der Leitung von Andreas Hotz stehen die „Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester“ von Peter Tschaikowski. „Rokoko“ steht für Eleganz, Lebendigkeit, Schönheit und handwerkliche Virtuosität – alle diese Elemente finden sich zahlreich in Tschaikowskis Rokoko-Variationen wieder. Solist ist Jakob Spahn, der erst 29-jährige Solocellist der Bayerischen Staatsoper in München. Spahn studierte in Berlin bei Prof. David Geringas und Prof. Claudio Bohorquez, besuchte Meisterkurse unter anderem bei Bernard Greenhouse und Yo-Yo Ma und musizierte neben vielen anderen mit Heinz Holliger, Mitsuko Uchida und Lang Lang. Jakob Spahn ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe und absolvierte Konzertreisen durch Europa, Asien, Mittel-und Südamerika. Die beiden anderen Werke im Programm sind die 1. Sinfonie in D-Dur von Franz Schubert und die „Simple Symphony“ op. 4 von Benjamin Britten. Beide Sinfonien entstanden in Jugendjahren der Komponisten und lassen ebenfalls Frühling- und Aufbruchsstimmung aufkommen.

Ein zweigeteiltes Programm als harmonische Einheit am Vorabend des ersten Advent: Französische Musik für Frauenchor und Orchester im ersten, eine Beethoven-Sinfonie im zweiten Teil bot das Kammerorchester der TU Darmstadt unter dem Motto „Licht und Hoffnung“ in der Johanneskirche.

Erlesen erwählt waren die aufgebotenen Werke: Francis Poulenc schrieb seine „Litanies à la vierge noire“ 1936 nach seiner Bekehrung zum katholischen Glauben. Wie ein Introitus wirkte die kompakte Litanei, die das TU-Kammerorchester gemeinsam mit den 32 Frauen des gut disponierten Chores der Edith-Stein-Schule Darmstadt musizierte. Sphärisch ist die Anrufung des Herrn zu Beginn gehalten. Spannend und mitunter mit Härte die Akkordschläge ausübend, gelang den Musikern der imposante Mittelteil, während am Ende ein meditativer Charakter durchschimmerte.

Musik zum Thema „Licht und Hoffnung“ steht im Mittelpunkt der nächsten Konzerte des Kammerorchesters an der TU Darmstadt, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Unter der Leitung von Andreas Hotz arbeitet das Ensemble erstmals mit dem Frauenchor der Edith-Stein-Schule Darmstadt zusammen. Auch für den Chor, der zum ersten Mal als reiner Frauenchor auftritt, ist dieses Projekt somit eine Premiere. Zu hören sein werden die „Messe des Pêcheurs de Villerville“ von Gabriel Fauré und André Messager sowie „Litanies à la vierge noire“ von Francis Poulenc. Beide Werke sind wunderbare Beispiele französischer Chor- und Orchesterliteratur und handeln von der Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes. Auch die 2. Sinfonie in D-Dur, op. 36, von Ludwig van Beethoven entstand im Zeichen der Hoffnung Alle Sätze klingen froh und lebensbejahend – Ausdruck der Hoffnung Beethovens auf eine mögliche Heilung von seiner Schwerhörigkeit. Das vierte Werk, das zur Aufführung kommt, ist „Angelus! Gebet an einen Schutzengel“ von Franz Liszt in einer von ihm selbst für Streichorchester arrangierten Fassung.

Am Ende des Konzerts schloss sich der Kreis. Nach der aufwühlend präsentierten Konzertouvertüre „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn bekam das große Publikum noch die eher selten gespielte erste Sinfonie des Komponisten zu hören. Hier entfaltete das Kammerorchester an der TU Darmstadt sein ganzes sinfonisches Können. Und das nicht zuletzt dank seines herausragenden Dirigenten Andreas Hotz: Der Dreißigjährige ist inzwischen zum ersten Kapellmeister am Staatstheater Mainz aufgestiegen. Vehement ist sein Schlag, wobei er das Orchester liebevoll fordert. Ein Glücksfall für dieses Ensemble.